Von dem Ingenieurbüro für Brandschutztechnik und Gefahrenabwehrplanung wurden auch im Jahr 2024 wieder 2 Fachkongresse in Erlangen veranstaltet. Der Fachkongress am 25.04.2024 mit rund 160 Teilnehmern stand unter dem Motto „Pflichtaufgabe Feuerbeschau“, während sich am 26.04.2024 rund 100 Teilnehmer mit der Thematik „Herausforderung Waldbrand“ auseinandersetzten. Der Fachkongress „Herausforderung Waldbrand 2.0“ war bereits der zweite Teil einer geplanten Serie mit jeweils unterschiedlichen Themenbereichen zu dem komplexen Themenkreis Vegetationsbrand.
Zu Beginn beider Fachkongresse, die wieder durch Barbara Alsleben moderiert wurden, begrüßte der Bayerische Innenminister Dr. Joachim Herrmann per Videogrußwort das Fachpublikum. Dr. Herrmann wies hier bzgl. des ersten Kongresstages insbesondere auf die Verpflichtung der Gemeinden zur Feuerbeschau hin. Für den Waldbrandkongress betonte er nachdrücklich die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Forst und Feuerwehr für eine erfolgreiche Prävention und Bekämpfung von Waldbränden.
Für beiden Kongresstage konnte wieder eine Palette von renommierten Fachleuten als Referenten gewonnen werden.
Der Fachkongress „Pflichtaufgabe Feuerbeschau“ wurde mit einem Grundsatzvortrag von Branddirektor Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Wohlrab eröffnet, der sich zunächst sowohl mit der Historie, als auch mit der Definition der Feuerbeschau auseinandersetzte. Des Weiteren ging er explizit auf die rechtliche Verpflichtung der Kommunen, aber auch auf die eventuellen Konsequenzen bei Unterlassung der Feuerbeschau ein. Weitere Schwerpunkte waren die kommunalen Aufgaben und die Verantwortung der Kommunen bei der Feuerbeschau. Im Anschluss erläuterte Brandrat Dipl.-Ing. (FH) Stephan Gräser den konzeptionellen Ansatz bei der Organisation der Feuerbeschau, sowie Methodiken zur Grundlagenermittlung, der Bedarfsermittlung für die personelle Ausstattung und die benötigten Finanzmittel. Jürgen Wohlrab gab anschließend einen Überblick über den notwendigen Umfang der Feuerbeschau und zeigte sehr anschaulich den Gegensatz zwischen den Prüfungsgegenständen und dem Bestandsschutz auf. In einem Exkursvortrag beschrieb Dipl.-Ing. (FH) Franz-Peter Lössl den Umfang und die Randbedingungen bei der Erfüllung der kommunalen Pflichtaufgabe Löschwasserversorgung. Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Wohlrab beschrieb im Anschluss daran in seinem Vortrag welche Verfahren zur Dokumentation und Durchführung bzw. im Vollzug der Feuerbeschau sich in der Praxis bewährt haben. Die Vortragsreihe wurde durch Dipl.-Ing. (FH) Stephan Gräser mit seinem Vortrag zur den Praxiserfahrungen aus 25 Jahren Feuerbeschau und der strukturierten Ermittlung von Brandschutzmängeln beschlossen. In der anschließend rund einstündigen Fachdiskussion der Teilnehmer mit den Fachreferenten wurde nochmals für alle sehr deutlich, wie komplex und umfangreich die Thematik Feuerbeschau in der Praxis ist.
Für den Fachkongress „Herausforderung Waldbrand 2.0“ konnten wieder Referenten verschiedenster Fachrichtungen aus Wissenschaft und Praxis gewonnen werden.
Den Anfang machte der Forstwissenschaftler Dr. Christian Kölling mit dem Vortrag „Durstige Landschaften“. Er beantwortete die Frage, warum wir uns auf Veränderungen in den Wäldern und spezifisch auf Waldbrände vorbereiten müssen. Dr. Kölling gab Einblicke in sein Buch „Wälder in Bewegung“, das im Mai veröffentlicht wurde. Darin betrachtet er die Reise unserer Waldgesellschaften, die durch den Klimawandel angestoßen wird. Als Mann der Praxis ist er Fachbereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten in Erlangen. Die mittelfränkische Sahara, wie er seinen Wirkungsbereich auch nennt, stellte die Wald- und Forstwirtschaft in den Dürremonaten der vergangenen Jahre vor große Herausforderungen, die im restlichen Bayern noch nicht so ausgeprägt sind. Zusammen mit Jens Eckhard Meyer, der als zuständiger Förster für die Fläche Tennenlohe der Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) bei Erlangen zuständig ist, arbeiten sie neben vielen anderen Akteuren in einem gemeinsamen Arbeitskreis des Landratsamtes an einem Waldbrandschutzkonzept für die munitionsbelasteten Flächen im Osten von Erlangen. Herr Meyer berichtete in seinem Vortrag umfassend über die von der DBU eingeleiteten Maßnahmen und das eigene Waldbrandschutzkonzept. Er zeigte die ökologischen Vorteile auf, die durch die Anlage von Waldbrandschutzstreifen entstehen können. In großen zusammenhängenden Wäldern, die vornehmlich dem Naturschutz dienen und damit kaum Erschließung und keine menschliche Nutzung mehr aufweisen, wird der Fokus im Waldbrandschutz auf die Randflächen gelegt. Was wir aus der Vergangenheit – konkret aus den Heidebränden der 70er Jahre – lernen können, berichtete Dr. Michael Herrmann den Teilnehmern des Fachkongresses. Das Erlebnis der Brände in seiner Kindheit bewegte ihn dazu, sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen und dieses wissenschaftlich aufzuarbeiten. Die Präsentation beantwortete zum einen im Detail die Fragestellung „Wie konnte das passieren?“ und zum anderen die Frage „Was wäre heute anders gelaufen?“. Von dem Projektleiter Alexander Held wurde das Projekt „Waldbrand Klima Resilienz“ (WKR) des European Forest Institutes (EFI) vorgestellt. Zielsetzung des WKR-Projektes ist es, dass international vorhandene Wissen für den lokalen Kontext aufzuarbeiten und dabei alle Beteiligten einzubeziehen. Es entstanden so z.B. fachlich verifizierte und methodisch didaktisch gut aufbereitete Lehrunterlagen, die frei verfügbar sind und genutzt werden dürfen, wie z.B. der Film „Waldbrände im Klimawandel“, der ebenfalls kostenfrei verfügbar ist. Frau Süssner berichtete in Ihrem Vortrag von der Notwendigkeit der Festlegung bundeseinheitlicher Lehrmeinungen und Ausbildungsinhalte bei der Waldbrandbekämpfung. Sie führte die aktuell verfügbaren technischen Regeln auf und weist auf die Arbeit des länderübergreifenden Unterarbeitskreises Ausbildung im Arbeitskreis nationaler Waldbrandschutz hin, der eine gemeinsame Empfehlung zur Ausbildung und Taktik erarbeitet. Exemplarisch für eine internationale Ausbildungsveranstaltungen stellt sie das Forest-Camp vor, das vom polnischen SNEP (Stowarzyszenie Niezaleznych Ekspertow Pozarnictwa) in Co-Organisation mit dem EFI und der spanischen Pau Costa Fundation durchgeführt wird.
Ein wahrer Praktiker ist Kreisbrandrat Michael Stahl, der im Landkreis Cham seit vielen Jahren das Thema Vegetationsbrandbekämpfung grenzüberschreitend in Vollübungen beübt. Sein Wirkungsbereich liegt im bayerischen Wald, der an den Böhmerwald angrenzt. Nur wenige Kilometer entfernt liegen der Nationalpark Bayerischer Wald und Nationalpark Sumava. Er berichtete von der letzten Übung „Heißer Bogen“ im September 2023, die unter Beteiligung von 1.500 Einsatzkräften, darunter auch Einsatzkräften der tschechischen Feuerwehren, stattgefunden hat. Er informierte über die ständig gewachsenen Einsatz- und Ausstattungskonzepte im Landkreis Cham. Auch beim Fachkongress 2024 konnten wieder Vertreter der privaten „gelben Vereine“ für spannende Vorträge gewonnen werden. So informierte Thorsten Sprenger von @fire über das Beratungsportfolio hinsichtlich der Fachberater Funktion bei der Waldbrandbekämpfung. Er schilderte hierzu die Mitwirkung von @fire bei Einsätzen in der Vergangenheit. Die Fachberatung beinhaltet oft auch Antizipation im Einsatz, wie z.B. die Bewertung nach der Campbell-Prediction-Methode. Diese wurde von Martin Engelskirchen vom Waldbrandteam e.V. detailliert ausgeführt. Die Bewertung und Vorehrsage der weiteren Feuerentwicklung anhand von Wetter und Geländefaktoren ist oft entscheidend für den Einsatzerfolg. Die beiden „gelben Vereine“ haben unter der Federführung des BBK (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe) auch bei der Entwicklung von Ausbildungsmodulen für die EU- Kontingente mitgewirkt. Das erste GFFF-V (Ground Forest Fire Fighting using Vehicles) Kontingent in Deutschland wurde in Bonn aufgestellt. Martin Haselbauer berichtete von den Anfängen, über die ersten Einsätze 2021 in Griechenland und 2022 in Frankreich, sowie den Zertifizierungseinsatz 2023 in Portugal und die ständigen Verbesserungsprozesse. Das, was in Bonn bereits erreicht hat, steht dem bayerischen GFFF-V noch bevor. Christian Lorenz von der staatlichen Feuerwehrschule Regensburg berichtete über die Ausbildung des bayerischen Kontingents durch das BBK und den ersten Einsatz zum Prepositioning 2023 in Griechenland. Zum Abschluss des Kongresses gab es die Möglichkeit offene Themen und Fragen zusammen mit den Experten gezielt zu diskutieren. Dabei ergaben sich Fragen aus dem internationalen forstlichen und feuerwehrtechnischen Publikum zu Waldbrandschutzkonzepten, Möglichkeiten zum vorbeugenden Waldschutz und zur Ausbildung. Aus der Diskussion ergab sich auch, dass für 2025 eine weiterer Kongress „Herausforderung Waldbrand 3.0“ geplant wird, der dann den Schwerpunkt „Technik“ haben soll.